Neue Konzepte zur Qualitätssicherung und zu Versicherungs-lösungen als Schlüssel für die Projektfinanzierung der Zukunft
Von Thomas C. Sauer
Erschwerte Finanzierungsbedingungen in der Solar-Branche
Wie fast alle derzeitigen Branchenkrisen, so hat auch die Krise der Solarindustrie ihren Ausgangspunkt Ende 2008 mit der Lehman-Pleite. Für alle Unternehmen weltweit wurde es schlagartig schwieriger, an Kapital zu kommen, da die Banken ihre Risiken neu bewerteten und in Folge Kreditzusagen stark reduzieren mussten.
Für die Solar-Industrie kam hinzu, dass aufgrund der damals guten Branchen-Aussichten hohe Investitionen in den Kapazitätsausbau mit dem Resultat getätigt wurden, dass die Verschuldungsquoten der Unternehmen relativ hoch waren. Dieser Zustand wurde kritisch, als sich in Folge der Lehmann Krise die Aktienkurse und damit das Eigenkapital fast aller Aktiengesellschaften weltweit halbierte, der Verschuldungsgrad und damit das Risiko der Finanzinvestoren schoss in die Höhe.
Zu der schlechten Finanzierungsseite kamen brancheninterne Schwierigkeiten in der Solarindustrie: Die bis dahin stark wachsenden Unternehmen waren nicht auf Krisen-Management vorbereitet; die notwendigen Fähigkeiten zu schaffen, hatte man in den guten Tagen häufig vernachlässigt. Länder kürzten die bis dahin hohen Fördermechanismen (z.B. Einspeisevergütungen), so dass plötzlich und nicht planbar die starken Wachstumsaussichten für Solar-Module Makulatur waren. Damit entstanden in dem sehr transparenten Markt für Solarmodule erhebliche Überkapazitäten, in Folge dessen die Preise stark sanken, teilweise bis unter die Produktionskosten. In Folge dessen verlagerte sich die Nachfrage aus den Industrienationen hin zu den „Emerging-Markets“; hier einzusteigen bedarf jedoch hoher Investitionen und regionales Know-how. Anzumerken ist auch, dass diese neuen Märkte kurzfristig die fehlenden Wachstumsaussichten der Industrieländer nicht kompensieren können.
Als Ergebnis all dieser Entwicklungen verfielen die Aktienkurse der Solarunternehmen tlw. bis unter 5% ihres Wertes vor der Krise, viele Unternehmen gingen in die Insolvenz und die Banken zogen sich aus diesem Markt möglichst komplett zurück.
Hinzu kommen die zunehmenden Leistungsprobleme der PV-Parks: In der Wachstumsphase der Industrie hatte die Modulqualität nicht immer den Stellenwert, dass die notwendigen Qualitätsspezifikationen auch tatsächlich erfüllt wurden. Dies traf auch auf die Qualität der Bauausführung zu, so dass als Folge derzeit eine zunehmende Anzahl von Anlagen nicht die Renditen erwirtschaften, die in der Planung prognostiziert wurden.
Heute ist somit eine Kernherausforderung, die Finanzierbarkeit von Investitionen in Solar-Parks zu ermöglichen, damit sich die Nachfrage nach Solarmodulen stabilisieren kann.
Die EXXERGY Lösung
EXXERGY hat bereits 2009 einen Teil der oben beschriebenen Entwicklungen vorausgesehen und begonnen, das Gespräch mit namhaften Industrieversicherern zu suchen. Ziel der Gespräche war, einerseits eine sichere Kalkulierbarkeit der Projektrenditen zu erreichen und andererseits eine Lösung für die projektbezogene Leistungsgarantie des Herstellers zu finden, welche auch den Fall der Herstellerinsolvenz abdeckt. Kern des Konzeptes ist die Reduktion des technischen Risikos für die finanzierende Bank und damit die Ermöglichung von Projektfinanzierungen bzw. die Verbesserung der Finanzierungskonditionen. Mit der Freigabe des ersten Modulherstellers Ende 2012 ist für den Projekteigentümer für den Fall der Herstellerinsolvenz eine direkte projektbezogene, unkündbare Leistungsgarantieversicherung über die Dauer von 20 Jahren verfügbar. Versichert ist der EPC-Wert des Projektes. Der Versicherer hat im Regulierungsfall das Wahlrecht zwischen dem Austausch von schadhaften Anlagen-Komponenten (Modulen) oder dem Ausgleich der entgangenen Einnahmen. Um eine solche Versicherungslösung zu vertretbaren Kosten anbieten zu können, ist im Vorfeld eine ganzheitliche Qualitätssicherung gemäß nachstehender Beschreibung notwendig.
Die Auditierung des Modulherstellers
Der Ablauf der Qualitätssicherung beginnt mit der Auditierung des Modulherstellers und erstreckt sich über die Produktionsüberwachung derjenigen Module, die in dem zu versichernden Projekt verbaut werden, bis hin zur Bauüberwachung und Endabnahme der PV-Anlage. Konzipiert ist das Konzept für PV-Anlagen im MWp-Bereich.
1. Hersteller-Auditierung: Im Unterschied zur gängigen Praxis wird im vorliegenden Konzept eine deutlich umfassendere Überprüfung des Modulherstellers durchgeführt. Diese besteht aus den folgenden fünf Schritten:
(a) Umfassende Werksauditierung
(b) Detaillierte Begutachtung von bereits im Feld betriebenen Anlagen
(c) Beschleunigte Alterungs- und Stresstests einer im Endabnehmermarkt zufällig gekauften Stichprobe von Modulen
(d) Strukturierte Interviews mit den wesentlichen Entscheidungsträger im Unternehmen des Herstellers sowie detaillierte Analyse von Abläufen und Strukturen im Herstellerunternehmen
(e) Detaillierten Analyse der Finanzlage und –perspektive des Herstellers.
Die Ergebnisse der oben genannten Aspekte gehen in ein ausgewogenes Bewertungssystem ein, dessen Ergebnis die Basis für das Hersteller-Rating ist. Dieses Rating ist ein wesentlicher Parameter zur Kalkulation der zu zahlenden projektbezogen kalkulierten Versicherungsprämie. Das Hersteller-Rating ist für ein Jahr gültig und kann in einem vereinfachten Verfahren zweimal verlängert werden, bevor wieder ein großes Audit nach dem oben stehenden Muster durchgeführt wird.
2. Produktionsüberwachung: In diesem Schritt werden die Produktionsläufe der zuvor registrierten Module begleitet und überprüft, welche in dem zu versichernden Projekt installiert werden sollen. Insbesondere die Einhaltung von Arbeitsanweisungen und Spezifikationen der zu verarbeitenden Materialien und Komponenten steht hier auf dem Prüfstand. Zusätzlich wird während der Produktionsüberwachung auch die Umsetzung der im Hersteller-Audit festgestellten Optimierungspotentiale überprüft.
3. Baubegleitung und Abnahme der PV-Anlage: Schließlich wird der Bau der PV-Anlage überwacht und bei Übergabe abgenommen. Ein wesentlicher Aspekt ist dabei eine Stichprobenkontrolle der an der Baustelle eingehenden Module, die gemäß eines definierten Lastenheftes überprüft werden.
4. Betriebsdokumentation: Die Anforderungen an die Dokumentation des laufenden Betriebs und der Wartung entsprechen üblichen Industriestandards. Die Dokumentation selber wird nicht überwacht, sondern lediglich im Versicherungsfall überprüft, um die Ursachenermittlung für den Schadenfall zu erleichtern.
Trend bei Banken zu strengeren und umfassenderen Auditierungen
Da wie oben bereits beschrieben eine zunehmende Anzahl von Projekten nicht mehr in der Lage sein wird, den Kapitaldienst an die Bank zu leisten, ist davon auszugehen, dass sich die Banken zunehmend an den oben beschriebenen strengeren Qualitäts- und Auditierungsstandard anlehnen werden.
In Zukunft wird es wohl nicht mehr möglich sein, auf Basis der Ergebnisse einer vom Auditierer durchgeführten einfachen Werksbesichtigung eine Bankfinanzierung abzuschließen. Sicherlich ist dies auch für den PV-Markt insgesamt eine gute Entwicklung, da somit die theoretischen Planungen von Projektrenditen den tatsächlich technisch erzielbaren Renditen angenähert werden, was wiederum die Seriosität der gesamten Branche hilft.
Hinsichtlich der unterschiedlichen Versicherungsprodukte im Markt, die ebenfalls unter ähnlichen Titeln erhältlich sind, ist eine genaue Analyse der Versicherungsinhalte wichtig. Sinnvoll ist bei der Auswahl des passenden Versicherungsprodukts die Bewertung wichtiger Merkmale wie zum Beispiel Deckungsumfang, Deckungsobergrenzen, Versicherungsdauer, Kündbarkeit, Abtretung, Kosten und versicherte juristische Person (Unternehmen).
Vorteile für alle
Eine umfassende Qualitätssicherung ist zwar aufwendig, erhöht jedoch signifikant die Wahrscheinlichkeit, dass die errechneten Projektrenditen über den geplanten Projektzeitraum von 20 Jahren tatsächlich erzielt werden. Weiterhin ist dieses Qualitätssicherungskonzept die Grundvoraussetzung für die Versicherbarkeit auf Projektebene.
Ein gutes Auditierungsergebnis birgt den Vorteil für den Modulhersteller, dass seine Module mit einer höheren Wertigkeit am Markt platzierbar sind, da seine Module jetzt versicherbar sind. Die Versicherbarkeit führt in der Folge zu dem Vorteil eines niedrigeren Risikos für die finanzierende Bank und damit zu einer deutlichen Erhöhung der Wahrscheinlichkeit, überhaupt eine Projektfinanzierung zu erlangen. Dieser Effekt wiederum führt zu einer herstellerspezifisch höheren Nachfrage. Ein weiterer Vorteil sind höhere Herstellermargen, die sich aus einer Kombination mehrerer möglicher Effekte ergeben:
- Die höhere Nachfrage resultiert in besserer Produktionsauslastung
- Der Preis kann aufgrund der Versicherbarkeit angemessen erhöht werden
- Die Produktivität des Herstellers kann erfahrungsgemäß im Rahmen des oben beschriebenen Audits um ca. 0,5 – 2,0% steigen.
Aus Sicht der Projektentwickler und -eigentümer entstehen die Vorteile aus der erhöhten Wahrscheinlichkeit einer Zusage für eine Projektfinanzierung, einer höheren Beleihung des Projektes und niedrigeren Kreditzinsen seitens der finanzierenden Banken.